Chronik von Carmen Tărniceru
Das Theater ist die Vorführung, die es geschafft hat, alle Schauspieler eines Theaters auf einmal auf der gleichen Bühne zu versammeln, um uns zu zeigen, was sich hinter den Kulissen abspielt. Wie ist es in den Kulissen? Auf den ersten Blick, wie in Schulkanzleien, Büros des Finanzamtes, in Ministerien.... Mit metaphysischen Frustrationen der professionellen Wahrnehmung, mit den kleinen Freuden und Enttäuschungen, die dazu gehören. Mit den Freuden und Nerven, die nur die Arbeit in einem Menschen hervorbringen kann. Und mit seinen Lieben.
Die Vorstellung ist oder könnte eine persönliche Geschichte des Deutschen Theaters in Temeswar während des kommunistischen Regimes und danach sein, wobei die lang erwarteten internationalen Repräsentationen zu enormer Genugtuung und danach zu entsprechend großen Enttäuschungen führten. Wie jene, die von irakischen Schauspielern empfunden werden, für immer in Stücken für die Besetzung gewählt werden, in denen es um die Probleme des Nahen Ostens geht (die von Enkidu Khaled in Bagdad beschrieben werden) oder von anderen slawischen Schauspielern aus Osteuropa, die ausschließlich in Aufführungen über Jugoslawien eingesetzt werden. Oder besser gesagt, dessen blutiges Ende.
Es kommen auch weniger noble Elemente zutage: Eitelkeit, Günstlingswirtschaft, Streitereien und Reibereien. Und dahinter eine große Portion Menschlichkeit und Leidenschaft. Ruhelos, durchgearbeitet und intensiviert, auf die Spitze getrieben oder mit Füßen getreten, was uns gleichermaßen irritiert und beeindruckt. Und all dies gibt uns einen zusätzlichen Grund, ins Theater zu gehen.
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„Theaterchronik @ Eurothalia“ ist ein von Daniela Șilindean gemeinsam mit dem Team des Deutschen Staatstheaters Temeswar konzipiertes Programm im Rahmen des Europäischen Theaterfestivals Eurothalia 2023, das vom 20. bis 30. September 2023 stattgefunden hat und durch das Nationale Kulturprogramm Temeswar - Kulturhauptstadt Europas 2023 gefördert wurde.