Chronik von Raoul Horn
Immer wenn es um Theatertanz, Ballett, zeitgenössische Tanzaufführungen geht, neigen wir dazu, die visuelle Bühne zu überinterpretieren. Wir denken, zu welcher Philosophie gehört die Geste 15 des Tanzschauspielers 4 zu der einen oder anderen Szene. Was bedeutet der abgehackte Rhythmus? Solange wir uns Fragen stellen und versuchen, es herauszufinden, ist die Zweideutigkeit auf der Bühne und sie entfaltet gleichgültig ihre Schritte.
In der Elegie in fünf Atemzügen, einem für den szenischen Inhalt treffenden gewählten Titel, erleben wir eine Konfrontation zwischen dem poetischen Schwung des geschriebenen Wortes und der körperlichen Plastizität. In der Vorstellung sind Solo- mit Gruppenmomenten verflochten. Die Motivgesten, die schwarzen Schleier über den Gesichtern der Darsteller könnten ein Bild des Erstickens, einer trauernden Klaustrophobie der Freiheit, der mentalen Fragilität und wahrscheinlich des Gefühls der Sehnsucht vermitteln. Die Momente führen nicht unbedingt zu einer klaren Erzählung, sondern eher zur Idee der Fragmentierung.
Es ist keine schwierige Aufführung, im Gegenteil, sie ist ziemlich vorhersehbar. Gestik und Tanz scheinen zeitweise nicht ausreichend erforscht und die Bedeutungen nicht ausreichend umrissen worden zu sein. Die saubere Ausführung der Bewegungen konnte die fehlende Authentizität nicht ausgleichen. Die Lyrik, auf der die dramatische Grundlage des Tanzes aufgebaut ist (die Lyrik im Allgemeinen), ist nicht gezwungen, eine Regel zu beachten, um auf die Zugehörigkeit zu einer Strömung oder einer Gattung hinzuweisen, was völlige Freiheit in der Interpretation gewährt. Und hier liegt die Herausforderung – diese absolute Freiheit führt uns in die Irre, die Orientierungspunkte werden entfernt, die Auswahl kann vielfältig sein.
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„Theaterchronik @ Eurothalia“ ist ein von Daniela Șilindean gemeinsam mit dem Team des Deutschen Staatstheaters Temeswar konzipiertes Programm im Rahmen des Europäischen Theaterfestivals Eurothalia 2023, das vom 20. bis 30. September 2023 stattgefunden hat und durch das Nationale Kulturprogramm Temeswar - Kulturhauptstadt Europas 2023 gefördert wurde.
